Stilles Örtchen auf See

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Seeleute im Mittelalter ihre Notdurft verrichteten? Im Rahmen unserer neuen Ausstellung in der Kogge-Halle präsentieren wir unter anderem: die älteste erhaltene Schiffstoilette der Welt! 

Sie war im Deck des Achterkastells der „Bremer Kogge“ angebracht und so vermutlich nur für den Schiffsführer und die mitfahrenden Kaufleute zugänglich. Heute verbinden wir mit Toiletten eher solche aus Keramik oder Porzellan und die WC-Brillen mit Kunststoff. Die Schiffstoilette der Bremer Kogge ist hingegen aus Holz gefertigt. Die gedankliche Verbindung von Holz und Toilette führt vielleicht zu Erinnerungen an eine Zeit bei der Bundeswehr und an den nicht gerade beliebten Donnerbalken. Aber auch heute werden WC-Brillen aus Holz gern verwendet, da Holz ein Material ist, das nicht so stark abkühlt wie Kunststoff. Wer kennt es nicht: Man muss dringend auf Toilette und dann fällt einem wieder ein, dass das Fenster im Badezimmer geöffnet ist. Den ganzen Tag schon. Noch dazu im Winter. Da überlegt man es sich doch zwei Mal, ob man das Badezimmer nicht noch vorwärmen möchte. Wer nun aber eine WC-Brille aus Holz hat, dem macht es nichts aus – Fenster zu und gut. Der große Unterschied zwischen früher und heute ist allerdings, dass die heutigen WC-Brillen lackiert und somit leicht zu säubern sind. Früher war dies nicht der Fall und deutlich unhygienischer. Aber wer muss, der muss, und ist froh über jede Toilette. Auf heutigen Schiffen hat man glücklicherweise „normale“ Toiletten, so wie man sie auch von Zuhause kennt.

Was früher normal war, ist heute verboten: Auf mittelalterlichen Schiffen war es üblich, dass die Notdurft direkt im Meer entsorgt wurde. Heutzutage ist es aus Gründen des Umweltschutzes verboten, Fäkalien im Meer zu entsorgen. Eine Ausnahme gilt nur für Schiffe mit eigener Kläranlage. Da diese Umweltschutzregelung bislang nur für die Ostsee gilt, ist die Entsorgung von Schmutzwasser auf anderen Teilen des Weltmeeres noch erlaubt, und zwar die, die sich mindestens 12 Seemeilen von der nächstgelegenen Küste entfernt befinden. Es gibt schließlich auch Schiffe, die einen extra Abwassertank besitzen, in dem während der Schiffsfahrt alles gesammelt und dann beim nächsten Hafen in das öffentliche Kanalisationssystem geleitet oder mitten auf dem Meer entleert wird. Erst wenn der Umweltschutz auf allen Meeren greift, wird letzteres auch verboten werden.

Ein Kommentar bei „Stilles Örtchen auf See“

  1. […] einem eisernen Dolch sowie einem einzelnen Lederschuh. Wie bereits in einem vorherigen Beitrag geschrieben, bestand auch die Schiffstoilette der „Bremer Kogge“ aus […]

Schreibe einen Kommentar